Donnerstag, 19. Februar 2009

Früheres Leben


Mathilde beginnt, immer mehr von ihrem früherem Leben zu erzählen.
Natürlich will ich wissen, was sie so alles erlebt hat, aber leider kann ich nicht kätzisch. Ich bin daher angewiesen, ihre Handlungen, Vorlieben und Äußerungen ins Menschliche zu übersetzten, mir darauf einen Reim machen, meine Annahmen dann an ihrem Verhalten zu überprüfen. Seid einer Woche weiß ich folgendes aus ihrer Vergangenheit:

Mathilde kennt Stroh und Heu!
Mathilde ist eine Draußen- Katze!
Mathilde kommt wohl aus einem Stall!!!

Wie ich zu dieser Annahme komme? Mir war soo langweilig...
Die klapprige Dame wackelt mal wieder durch meine Wohnung und da ich endlich etwas Aktion von ihr sehen wollte, habe ich sie einfach geschnappt und in den Meerschweinchenkäfig hineingesetzt. Sicherlich ist das nicht zur Nachahmung empfohlen, es ist eher leichtsinnig und gefährlich, einen Etagenpanther in die Behausung ihrer Nahrungsmittel zu setzen. Dem Mensch war also wirklich langweilig und Mathilde ignorierte seid zwei Monaten meine vierfüßigen Mitbewohner, wackelte immer an ihnen vorbei. Als die alte Dame einzog, erwartete ich dramatische Jagden einer blinden Katze, deren Sinne durch kleine Meerwutzfußgerüche erweckt wurden, doch monatelang geschah nichts! Mathilde wackelte die Schweine ignorierend in der Wohnung umher.

Aufgrund dieser Ausgangssituation sei dem Mensch verziehen, dass sie Unsinn macht... und Mathilde im Käfig landet...






Die Spannung in mir steigt, endlich bekomme ich Aktion. Dachte ich. Die Schweine gingen nach rechts, Mathilde blieb wo sie war, stapfte einmal mit den Füßen im pieksigem Stroh, fing deutlich hörbar an zu schnuren, legte sich hin und schlief ein!


Nee, also sowas!
Mir bleibt der Mund offen, Schweine und Hauskatze schlafen den Schlaf der Gerechten. Als guter Mensch fahre ich sofort in das Tierheim, erzähle die Geschichte der Katzentierpflegerin. Diese kluge Frau verweist sofort auf das Naheliegende: Mathilde hat wohl einen großen Teil ihres Lebens im Stroh verbracht und war sofort glücklich, als dieses wieder unter ihren Füßen war. Und die nette Tierpflegerin gibt mir für mein Pflegekind einen Plastik- Korb mit, den fülle ich jetzt mit Stroh und biete ihn zusätzlich zu den diversen anderen Schlafangeboten der alten Dame an. Und Mathilde liegt glücklich in ihrem Stroh!

Nach ein paar Tagen aber wackelt sie aus dem Korb heraus. Ja, sie war eine Strohkatze. Und ist es für eine halbe Stunde auch immer wieder.



Aber, heute, heute ist sie die Luxuskatze, die sie geworden ist und wählt ihren neuen Lieblingsplatz aus vier verschiedenen weichen, nicht pieksenden Flieskörbchen, Höhlen und Kissen aus.

Ja, Madame weiß, was gut ist!

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Samstag, 7. Februar 2009

Liebe




Und heute waren wir uns richtig einig. Heute haben wir uns lieb. Mathilde wackelt fünf Meter durch die Wohnung, bleibt bei mir sitzen und schmust! Und anstatt "Ich habe noch Termine!" zu miauen und unruhig weiter zu wandern, bleibt sie einfach bei mir und leckt mir die Stirn. Ich verschiebe auch alle Planungen und genieße diese unvermuteten Streicheleinheiten. Und kraule mit abgeschleckten Fingern ihren Hals.


Sie streckt ihn lang, am Anfang bin ich noch etwas angespannt, sie kann blitzartig ihre stumpfen Zähne zum Einsatz bringen und

ich überlege, wonach meine Finger riechen. Nein, etwas Essbares habe ich nicht berührt, ich kraule sie intensiver, sie wird mich nicht mit den berühmten Knabberstangen für neunundneunzig Cent verwechseln.


Sie schnurrt so hingebungsvoll und ich höre es so gerne. Wenn Mathilde schnurrt, ist die Welt auch für mich in Ordnung. Manchmal rufe ich sie, Madame ist taub und hört garnichts, manchmal gehe ich leise an ihrem Korb vorbei und sie beginnt hinter mir her zu schnurren.


Ich bin für schnurrende Katzen auf Krankenschein.




Und als ob heute Weihnachten
und Sylvester zusammenfällt,
Katzendame Mathilde schmust
das volle Programm, kuschelt
sich auf mir gemütlich ein!






Das waren heilige zehn Minuten voller Lebensqualität für uns !
Ach, wir sind verliebt.

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