Mathilde war krank. Sehr krank!
Aber als alte Kämpferin ist sie wieder mal dem Tod von der Schippe gesprungen. Nun liegt sie in der Küche, schläft, isst, miaut, als sei nichts geschehen. Aber meine Nerve liegen immer noch blank. Was passiert war? Vor knapp einer Woche schaut mich die alte Dame an, irgendwie anders als sonst. Sie wird immer unruhiger, in der Nacht kommt sie nicht zum schlafen, folglich ich auch nicht. Ich war ganz schön unleidlich und nicht gut auf sie zu sprechen, diese tüttelige Dame raubt mir den letzten Nerv. Ich habe traurige Gedanken, wie lange kann ich dieses schreiende, demente Vieh noch ertragen... ich sehe mich sie in der Box zum Tierheim zurücktragen, sehe mich, wie ich erkläre, dass sie auch als Pflegetier nicht mehr aushaltbar ist, habe fast Tränen in den Augen, da schaue ich auf Mathildes Gesicht und bin sehr erschrocken.
Ein Auge ist voller Blut. Kein Wunder, dass sie nicht schlafen konnte, ein erhöhter Augeninnendruck, wahrscheinlich wieder eine Entzündung, was muß es ihr wehtun. Schlagartig schäme ich mich meiner Gedanken, schnappe mir die Transportbox und rase mit einhundert Stundenkilometer zum Tierarzt.
Eigentlich ist dieses Auge ein Indiz für eine bestimmte Katzenerkrankung, diese wurde schon mal diskutiert, sie würde zu ihrem Gesamtzustand passen. Aber: Für alle unerklärlich, entfärbt sich das Auge bei der Tierärztin merklich, sie baut rasant die Krankheitssymptome ab, etwas, das eigentlich medizinisch nicht möglich ist. Aber, sie ist halt eine besondere Katze. Wie besonders, dass merkten wir, als es zur Blutentnahme ging... bei der Tastuntersuchung saß sie geduldig auf der Pritsche, festhalten war nicht notwendig. Was war ich stolz auf diese Superkatze!
So
ein
liebes
Kätzchen!
Mathilde wiegt nur 2,9 Kilo, wackelt durch meine Wohnung und schafft auf der Tierarztpritsche alle! Denn in Sekundenschnelle gerinnt das Blut in der Spritze, die Tierärztin beendet die Entnahme in der Hoffnung, die paar Tropfen reichen für den Bluttest. Ein paar Tage später erfahre ich, dass sie nicht reichen. Was für ein Katzenvieh!!!
Eigentlich müßte diese kampferprobte Katze narkotisiert werden, dann ist die Blutentnahme möglich. Da aber bei diesem Tattergreis eine Betäubung ein Himmelfahrtskommando ist, kann es nicht gemacht werden. Also, seufzte die Tierärztin, bleibt weiterhin nur Symptomdiagnose übrig. Und als Ergebnis dessen bekommt die erschöpfte Katze viele, viele Spritzen, ich kriege Multi- Ergänzungsnahrungsmittel mit, und gemeinsam fahren wir wieder nach Hause.
Die Marschrichtung ist klar: Kriegt sie die Kurve, dann stehen mir weiter wunderschöne Tage, Wochen mit ihr bevor. Aber, will ihr Körper gehen, dann darf sie das. Sie muß nicht für mich leben, sie muß nicht für mich leiden. Mathi schläft den ganzen Tag durch. Und auch den nächsten. Die Infektion ist anstrengend, die Mutation zur Kampfkatze ist anstrengend, der Schlaf bring gerechte Erholung- auch mir!
Und zwei Tage später steht sie auf als ob nichts geschehen wäre. Sie schnurrt wenn ich sie streichel, wenn ich Essen in den Napf fülle, wenn ich vorbeigehe. Sie wackelt wieder durch die Küche, hat einen netten Haufen unter das Handtuch versteckt und verläuft sich im Wohnzimmer. Mathi, wie sie lebt. Ich liebe dieses Viech!!!
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