Donnerstag, 22. Januar 2009

Trockenfutter

Mathilde und ich haben wieder eine Diskussion. Ich bin der Meinung, ich kaufe ihr gutes Essen, Katzenfutterdosen in den verschiedensten Geschmacksrichtungen, mit Gelee, in Soße, mit ganzen Stückchen oder püriert, vom Rind, Huhn oder Lachs. Mathilde ist der Meinung, dass nach zehn minütigen Öffenen der Dose, des Schälchens oder der Tüte jene an Qualität verliert.

Bereite ich Mathide ihr Essen zu, hat das den Effekt, dass das edle Katzenvieh voller Hunger um mich schleicht und begeistert der Duftspur folgt. Hingebungsvoll isst sie etwas und zieht dann gestärkt wieder ab. Soweit - so gut! Nun ist im Napf natürlich noch was drin... wenn ich Glück habe! Es kann auch großzügig davor verteilt sein, hier ein Stückchen, dort ein angenagtes Häppchen. Als gute Hausfrau sammel ich natürlich die Fleischbrocken ein, der Napf ist halbgefühlt, Mathilde zufrieden.

Ein paar Stunden später ruft mich eine hungrige Mathilde sofort in die Küche. Die Katzentoilette ist voll, ihr Magen leer und sie will Nachschub. Natürlich liegen die Reste noch in ihrem Napf und werden von mir mit einem Löffel schnell aufgefrischt wird. Die gnädige Dame ist leicht pikiert und garnicht davon angetan. Aber ich nutze einen Trick, mit dem ich das Essen ihr schmackhaft mache. Flugs die restliche Dose geholt, frisches Futter mit dem Saft in den Napf, alles vermischt, voila, es ist angerichtet!

Nicht für Mathilde, die gequälte Laute von sich gibt. Da ich sparsam lebe, lasse ich mich auf keine Diskussion ein, verweise auf den gefüllten Napf und gehe als gute und verantwortungsvolle Katzenbesitzerin zufrieden aus der Küche. Und in der Tat, Mathilde beginnt zu Essen, die Geräusche sind eindeutig. Der Sichtbefund allerdings nicht. Diese Katze hat alles aufgeleckt. Und das ist wörtlich zu nehmen. Sie hat geleckt. Alles ist sauber. Im Napf liegen die Fleischstückchen, befreit vom Gelee!

Aber soleicht gebe ich mich nicht geschlagen. Ich weiß, sie ist hungrig, sie wird schon essen. Zufrieden ziehe ich mich als kluger Mensch aus der Küche zurück. Zurück bleibt eine miauende Katze mit leeren Magen. Unter Protest steht Mathilde am Napf und beugt sich ihrem Schicksal, sie isst. Der Mensch hat gewonnen! Jawohl.

Nein, hat er nicht.

Mit aller Kraft der Zunge werden den Fleischbrocken die letzten Flüssigkeiten entzogen, stolz erhobenen Hauptes stakst diese Katze von dannen. Ich bin verwirrt. Wie kann eine sonst so tüttelige Katzenseniorin soviel Durchhaltevermögen besitzen und das Essen aus angebrochenen Schälchen verweigern? Eine Stunde später befiehlt mich Mathilde erneut in die Küche, sie hat immer noch Hunger.


Ich beginne mich zu sorgen. Denn sie muß essen, die Beckenknochen sind deutlich zu spüren, unterernährt ist sie immer noch. Das einzige, dass sich im Moment bei ihr vermehrt, sind die wunderschönen Haare, sie sieht dick aus, ist aber ein Klappergestell. Grübbelnd begebe ich mich in die Küche und staune über die Kreativität meiner Hauskatze.




Ich muß nie wieder Trockenfutter kaufen!
Ich bedauere alle Katzendosenöffner,
die für Trockenfutter Geld ausgeben müßen!
Meine Katze stellt dieses nämlich selbst her!



Mathildes Geheimrezept:

Man nehme ein Katzengericht mit Fleischstückchen,
schlecke die Soße und Gelee auf,
entziehe den Brocken den Saft,
warte, bis die farbliche Veränderung des Fleisches einsetzt,
rühre stündlich klagend die Klumpen um,
und nach einem halben Tag ist Trockenfutter entstanden!






Und die Qualität des selbst hergestellten Trockenfutters ist so gut,
dass der menschliche Dosenöffner dieses für sich beansprucht,
der Katze das Endprodukt Trockenfutter entzieht
und neues, frisches Essen hinstellt!!!


2 Kommentare:

  1. ... ja ich kenne dieses Dilemma. Bin oft völlig ratlos, was Moritz denn nun will: fressen oder nur herummäkeln? Auch er ist ein Klappergestell, leider ohne buschiges Fell drüber. Alle rufen mitleidig: Ohh, der Arme. Fütterst du ihn auch genug..?? Na klar, ich füttere ihn eigentlich ständig!
    Moritz sagt: Ach Mathilde, in unserem Alter muss man ein wenig wählerisch sein, gell?!Aber unsere Menschen sind dann schnell gekränkt, fühlen sich überfordert von unseren Sonderwünschen und Schrullen. Aber mal ganz unter uns: Haben Sie, verehrte Mathilde auch so schlechte Zähne und einen empfindlichen Magen wie ich...? Es ist mir zwar peinlich, aber am liebsten esse ich Futter für Katzenbabies. Und den erstaunten und mitleidigen Blick meiner Dosenöffnerin ignoriere ich einfach!

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  2. Sehr geehrte Frau Mathilde,

    Sie sind eine raffinierte Katze gegenüber Ihrem Dosenöffner :-) Ich finde Sie beneidenswert hübsch

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