Sonntag, 11. Januar 2009

Katzenschönheit




Nachdem eine Bekannte munter äußerte, dass sie "die Katze potthässlich findet", wurde Mathi von mir verschönert. Mit dem Ergebnis, Katzenkönigin Mathilde und ich haben Streit.

Sie ist ja eigentlich eine wunderschöne Perserdame, allerdings zur Zeit fellmäßig ramponiert. Dass kam wie folgt: Sie wurde vor ein paar Monaten im Gebüsch sitzend, total verfilzt, absolut zum Gerippe abgemagert von einem Hund gefunden, das Frauchen des Hundes brachten das Filzknäul ins Tierheim. Kein Besitzer suchte die alte Katze. Sie wurde als blind, uralt und sehr verschmutzt diagnostiziert und bekam den neuen Namen Mathilde. Der Tierarzt entschied, das vormals herrliche lange Perserhaar auf "afrikanische Art" kurz zu scheren.

Und was nach der Schur darunter zum Vorschein kam, erschreckte alle, die Lebenserwartung reduzierte sich gen null. Sie wurde zum Sterben in die Box gesetzt, aber dass Mathilde eine besondere Katze ist, zeigte sich kurz darauf. Anstatt zu sterben, frass sie alles, was in der Nähe war, pieselte neben die Toilette und bat um Streicheleinheiten. Nun, Mathilde ist zäh und so kam sie zu mir nach Hause, eine Intensivpflege stand an!

Nach der letzten Behandlung sagte unser Doc, dass ich sicher Weihnachten mit ihr noch erleben kann... jetzt ist es Mitte Januar, sie frißt mir die Haare vom Kopf, hat mittlerweile drei Schlafhöhlen und wackelt strack durch die Wohnung. Der Doc grinst nur noch und meint, die nächsten Jahre würde ich meine helle Freude mit ihr haben.

Und nun muß ich vernehmen, dass sie als potthässlich beurteilt wird! Mathilde interessiert es kaum, solange es nicht fressbar ist, können die Menschen sagen, was sie wollen. Aber mich hat es interessiert, will ich doch eine schöne, mindestens die zweitschönste Katze der Welt in meiner Wohnung wissen. Projekt "Schönheitstag" für die Vierbeinerin war geboren.

Täglich gibt es nun einen Löffel Distelöl, mit dieser Wellness- Behandlung ist Mathilde einverstanden, sie schnurrt, während sie den Löffel ableckt. Natürlich verteilt sie dabei kleine Spritzer auf dem Teppich, in ihrem Fell und an der Tapete. Einen guten Effekt haben diese Spritzer, sie beginnt nach Monaten wieder, sich zu putzen, verteilt das bisschen Öl über ihr ganzen Haarkleid und riecht nach ein paar Tagen etwas ranzig. Nun, wer schön sein will, muß bekanntlich leiden- und riechen tue nur ich sie.

Die Haare wachsen wieder, und ich will sie bürsten. Dann ist sie nicht mehr so zottelig, das Fell wird glänzend und ich kann stolz auf sie sein.
Mathi denkt, ich müßte sie nicht bürsten und ich habe genau eine Minuten, bis sie von der blinden Katze zum Piranha mutiert. Obwohl blind, verbeisst sie sich zielgenau in der Bürste und haut auf meine Hand. "Wahrscheinlich muß ich sie wieder scheren lassen" sind meine entnervten Gedanken am Tag eins des Projektes "Unsere Katze soll schöner werden!"

Am Tag zwei bin ich voller Elan, schnappe mir die Katze, und setze sie vor ihr Essen. Zeitgleich fange ich an zu bürsten. Es klappt. Sie hält eine Minute still. Ich kämme die kurzen Stoppel am Bein und sie hängt an der Bürste. Ich versuche, ihr Bauchfell zu bürsten und sie hängt mit den Krallen an meinem Arm.

Am dritten Tag des Schönheitsprojektes bin ich rabiat, ich schnappe mir den Fellsack, halte das Köpfchen und bearbeite ihr Haarkleid. Sie beißt, sie haut, sie schreit und ich will einen schöne Katze. Und kein geschorenes Schaf. Ich halte durch, nach drei Minuten hört das Fauchen auf, ich kann sie auf die Seite legen und verschönere sie. Da sie nicht mehr reagiert durchfährt mich ein Schreck, habe ich die alte Dame überfordert? Schön, aber tot? Nein,so wollte ich das nicht!

Betroffen lege ich die Bürste zur Zeite, da bemerke ich, dass sie mich aus klitzekleinen, blinden Augen beobachtet. Hat sie es doch wieder geschaftt, dass ich mit der Verschönerung aufhöre. Himmel, ist diese Katze klug! Und dann fällt mir ein, dass sie sicherlich in den letzten zwanzig Jahren genug Taktiken ausprobieren konnte und für mich noch diverse Überraschungen bereithält!

Nach dem Verschönern ist Mathilde beleidigt und geht in ihre Höhle. Ich wage nicht, sie anzufassen. Nicht dass sie mich mit der Bürste verwechselt und beißt. Allerdings soll sie auch nicht zu lange mir nicht genehm sein, schließlich will ich mich doch in ihrer Schönheit sonnen, dazu sollte sie mich mögen. Kleinlaut krieche ich mit diversen Leckerlis zu ihrem Schlafplatz und hoffe, sie hat mich wieder lieb. Hat sie, denn Liebe geht durch den Magen und frisch gekochtes Hühnerfleisch ist einfach unwiederstehlich.


6 Kommentare:

  1. grins auf dem letzten foto sieht sie aus wie ein katzenwelpe. recht jung und frisch. und danke für die flöhe im ohr ;-)

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  2. liebe Katzendame Mathilde, dein Frauchen hat mir geflüstert du würdest dir ein Stück leckere Seife wünschen. Das gute Stück ist schon in Planung und wird im laufe dieser Woche angesetzt. Verrätst du mir denn noch deine Lieblingsfarben?

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  3. Huhu Anonymus,
    ich liebe Orange und Braun!
    Oder Gelb und Rot!

    Und Mathilde liebt alles essbares!!!
    Egal, welche Farbe, da sie ja blind ist...
    nur manchmal habe ich den Eindruck,
    irgendwie sieht sie doch!

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  4. Köstlich, köstlich, köstlich ... sie wächst mir so ans Herz - ob verschönert oder nicht!

    Und sie GLÄNZT DOCH ....

    Danke fürs Mitteilen.

    Liebe Grüße von der
    Katzengöttin

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  5. Die Katzengöttin persönlich, was für eine Ehre für die leicht senile Kratzbürste!!!

    Ja, wir haben hier unseren Spaß miteinander, bei der heutigen Verschönerungsaktion floß Blut- meins natürlich. Und sie ist wieder stinkig, der Schwanz wackelt wie wild. Göttin sein Dank ist sie ja mhhh dement??? Senil??? Vergesslich??? Eine Minute später schnurrt sie mich mit peitschenden Schwanz wieder an. Da das Fell wächst, müßen wir da beide täglich durch !

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  6. Einfach nur schön , die Süsse, ich soll Grüße von meinem Kater Max senden, er guckt mir gerade über die Schulter und schnurrt laut.

    Hummel

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