Sonntag, 18. Januar 2009

Hohe Politik

Mathilde schaut heute mit mir Fernsehen. Nicht gezwungerer Massen auf meinem Schoß, nein, zum ersten mal freiwillig, vor dem Fernseher stehend, sitzend, herumlaufend und liegend.

Mathilde interessiert sich für Politik, ich bin überrascht. Es ist ein politischer Tag und das Fernsehprogramm überträgt. Hessen hat gewählt und ich erkläre ihr, dass es da verschiedene Parteien gibt, farblich getrennt dargestellt. Mathilde langweilt sich, grübelt eher über die farblich unterschiedlichen Katzenfutterdosen nach und wackelt zurück in die Küche.

Drei Stunden später ist es immer noch ein hochpolitischer Tag. Zur Amtseinführung von Barrack Obama als erster schwarzer Präsident der USA wird eine Feier übertragen, die ich mit meiner Katze schauen möchte. Ich trage Mathilde aus der Küche zurück auf das Sofa. Sie scheint sehr unzufrieden mit ihrem Futter in der Küche zu sein, wirkt ziemlich unleidig, will nur weg von mir, dem nicht korrekt funktionierendem Dosenöffner. Aber anstatt davon zu schleichen, umrundet sie ein paarmal die Sitzecke und entscheidet sich nun, mit Blickrichtung Fernseher Platz zu nehmen.


Ich erkläre ihr, dass es da in Amerika zwei Parteien gibt. Außerdem auch zwei Haut- Farben, die einen sind die Schwarzen, die anderen die Weißen.


Mathilde findet das ziemlich menschlich, das heißt ziemlich unverständlich. Sie kennt nur Katzen oder Menschen oder leere Fressnäpfe. Aber schwarz und weiß?
Etwas verwirrt sitzt sie neben mir und hält volle zwei Stunden durch, schläft nicht, schaut als blinde Katze auf den Bildschirm und denkt vielleicht über meine Farbentheorie nach.

Auf ihre Art gibt sie mir zu verstehen, dass wir Menschen doch sehr kompliziert sind: Unterscheidung in schwarz und weiß, nun wir können uns das Leben auch kompliziert machen.



Und sie zeigt mir die Lösung auf Katzenart. Mathilde auf dem unterem Bild ist schwarz und weiß. Und zwar in einer Katze!




Und sie tröstet mich mit folgenden Worten:

All in one.
Time to change!

Yes, we can.

Was Katzen können, dass sollten doch die Menschen nun endlich auch mal lernen. Es gibt nur eine Menschheit. Und die ist schwarz und weiß zusammen!



Eine Minute nach Beendigung der Live- Übertragung streckt sich Mathilde, stöhnt laut über ihre Knochen und die Menschen und tappt in Richtung Küche. Hätte mir jemand vorher gesagt, dass auch Tiere fernsehen können und wollen, so hätte ich dies bejaht und dabei an Geschichten aus dem Zoo gedacht. Aber das kluge Katzen auch politisch sich weiterbilden, Hut ab vor den Wesen auf vier Füßen, wir Zweibeiner können noch einiges von ihnen lernen!


PS: Mathilde weißt jegliche Verantwortung für den Inhalt dieses Posts von sich. Sie konnte beobachten, dass ihre Menschin während des Abends eine Flasche Rotwein leerte!


4 Kommentare:

  1. Grüße vom senilen Moritz an die tüttelige Mathilde. Ist es nicht erstaunlich, wie schwer sich die Menschen damit tun, schwarz und weiss zu vereinen? Bei mir ist es übrigens ganz hervorragend gelungen, bin einfach grau-gestreift. Natürlich bin ich nicht so eine Schönheit wie Sie, Verehrteste! Mein Kompliment für Ihr wunderschönes Fell und die besten Wünsche für Ihre Gesundheit.

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  2. Was bin ich froh, dass es noch andere Menschen gibt, die ihre "helle Freude" an den alten und tütteligen Vierbeinern haben.

    Jaaa, Mathildes Fell wächst, leider bleibt sie darunter weiterhin das Klappergestell, sprich Haut und Knochen. Dafür wird sie nun 30 Sekunden täglich gebürstet und sie lernt wieder, immer fester zu beißen. Am Anfang habe ich es noch belächelt, aber welche Katze läßt dass auf sich sitzen. Heute sehe ich an meiner rechten Hand ein Blutstropfen...

    Von Mathilde die schönsten Grüße an Moritz, ein Herr der alten Schule, welch ein Vergnügen!

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  3. Unglaublich! Da will man mal in Ruhe die Amtseinführung des neuen Präsidenten verfolgen und versteht kaum ein Wort, weil der senile Moritz ununterbrochen voller Inbrunst miaut. Es ist ihm einfach nicht klarzumachen, dass ein Mensch auch einfach mal auf seinen Kommentar zu allem und jedem verzichten kann.

    Moritz sagt: Paah! Da ich eben ein gebildeter Kater mit einer eigenen Meinung zum Weltgeschehen bin, lasse ich mir nicht einfach das Miau verbieten. Auch nicht von meiner geliebten Dosenöffnerin. Was meinen Sie dazu, verehrte Mathilde? Das ist doch mein gutes Recht als Mitbewohner dieses Planeten, oder liege ich da falsch? Ich habe dem neuen Präsidenten nur ein paar ermutigende Sätze zugerufen, das kann ich doch wohl. Yes, I can!

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