Freitag, 30. Januar 2009

Sorgen


Mathilde war krank. Sehr krank!
Aber als alte Kämpferin ist sie wieder mal dem Tod von der Schippe gesprungen. Nun liegt sie in der Küche, schläft, isst, miaut, als sei nichts geschehen. Aber meine Nerve liegen immer noch blank. Was passiert war? Vor knapp einer Woche schaut mich die alte Dame an, irgendwie anders als sonst. Sie wird immer unruhiger, in der Nacht kommt sie nicht zum schlafen, folglich ich auch nicht. Ich war ganz schön unleidlich und nicht gut auf sie zu sprechen, diese tüttelige Dame raubt mir den letzten Nerv. Ich habe traurige Gedanken, wie lange kann ich dieses schreiende, demente Vieh noch ertragen... ich sehe mich sie in der Box zum Tierheim zurücktragen, sehe mich, wie ich erkläre, dass sie auch als Pflegetier nicht mehr aushaltbar ist, habe fast Tränen in den Augen, da schaue ich auf Mathildes Gesicht und bin sehr erschrocken.

Ein Auge ist voller Blut. Kein Wunder, dass sie nicht schlafen konnte, ein erhöhter Augeninnendruck, wahrscheinlich wieder eine Entzündung, was muß es ihr wehtun. Schlagartig schäme ich mich meiner Gedanken, schnappe mir die Transportbox und rase mit einhundert Stundenkilometer zum Tierarzt.

Eigentlich ist dieses Auge ein Indiz für eine bestimmte Katzenerkrankung, diese wurde schon mal diskutiert, sie würde zu ihrem Gesamtzustand passen. Aber: Für alle unerklärlich, entfärbt sich das Auge bei der Tierärztin merklich, sie baut rasant die Krankheitssymptome ab, etwas, das eigentlich medizinisch nicht möglich ist. Aber, sie ist halt eine besondere Katze. Wie besonders, dass merkten wir, als es zur Blutentnahme ging... bei der Tastuntersuchung saß sie geduldig auf der Pritsche, festhalten war nicht notwendig. Was war ich stolz auf diese Superkatze!











So
ein
liebes
Kätzchen!






Mathilde wurde gekrault, sie schnurrt. Mathilde`s Blut wurde am Bein gestaut, sie schnurrt. Die Spritze naht, das Fell am Bein wird zur Seite gestrichen. Mathi schaut, ihre Mundwinkel zucken, die Tierärztin setzt die Spritze an, die Vorzeigepatientin mutiert zur asiatischen Kampfkatze die erfolgreich ihre Zähne in die Hand der Helferin drückt. Nein, dass tut nicht mehr weh, aber ihre Botschaft kam an. Zum Schluß wird sie gehalten von einer Helferin, von mir, von einer Katzenpflegerin und einer behandelnden Tierärztin. Langsam tropft Blut in das Röhrchen.

Mathilde wiegt nur 2,9 Kilo, wackelt durch meine Wohnung und schafft auf der Tierarztpritsche alle! Denn in Sekundenschnelle gerinnt das Blut in der Spritze, die Tierärztin beendet die Entnahme in der Hoffnung, die paar Tropfen reichen für den Bluttest. Ein paar Tage später erfahre ich, dass sie nicht reichen. Was für ein Katzenvieh!!!

Eigentlich müßte diese kampferprobte Katze narkotisiert werden, dann ist die Blutentnahme möglich. Da aber bei diesem Tattergreis eine Betäubung ein Himmelfahrtskommando ist, kann es nicht gemacht werden. Also, seufzte die Tierärztin, bleibt weiterhin nur Symptomdiagnose übrig. Und als Ergebnis dessen bekommt die erschöpfte Katze viele, viele Spritzen, ich kriege Multi- Ergänzungsnahrungsmittel mit, und gemeinsam fahren wir wieder nach Hause.

Die Marschrichtung ist klar: Kriegt sie die Kurve, dann stehen mir weiter wunderschöne Tage, Wochen mit ihr bevor. Aber, will ihr Körper gehen, dann darf sie das. Sie muß nicht für mich leben, sie muß nicht für mich leiden. Mathi schläft den ganzen Tag durch. Und auch den nächsten. Die Infektion ist anstrengend, die Mutation zur Kampfkatze ist anstrengend, der Schlaf bring gerechte Erholung- auch mir!




Und zwei Tage später steht sie auf als ob nichts geschehen wäre. Sie schnurrt wenn ich sie streichel, wenn ich Essen in den Napf fülle, wenn ich vorbeigehe. Sie wackelt wieder durch die Küche, hat einen netten Haufen unter das Handtuch versteckt und verläuft sich im Wohnzimmer. Mathi, wie sie lebt. Ich liebe dieses Viech!!!

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6 Kommentare:

  1. Hallo ihr beiden,

    ich lese immer wieder gerne von der himmlischen Madame Mathilde. gruß eine stille verehrerin der Madame ;-)

    lg alex

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  2. ...und wie könntest du sie nicht lieben?
    ein photo und ein paar sätze von dir - und um mich war es geschehen...

    ich wünsche euch beiden noch eine schöne zeit miteinander.
    und danke, daß du uns teilhaben läßt.

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  3. Hallo Mathilde und Frauchen !
    Die Mathilde ist dem Tod ja nochmals von der Schippe gesprungen. Ich wünsche Euch beiden noch weiterhin viele schöne und gesunde Tage.
    Gruß Wolfgang und Sara

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  4. Na, da fällt mir aber ein Stein vom Herzen.

    Moritz sagt:...Liebe Mathilde, da haben Sie mir aber einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Ich muss zugeben, dass ich sehr erleichtert bin über Ihre Gesundung und wünsche Ihnen weiterhin alles erdenklich Gute.

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  5. Mathildes Leben in ihrem hohen Alter ist für sie wie ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl. Zu gern möchte ich wissen, was sie in ihrem langen Leben schon alles erlebt und gesehen hat. Schade, schade - das wird immer ihr Geheimnis bleiben.

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  6. So wie ich die Mathi beobachten kann, hat sie viel Gutes erlebt, sie ist freundlich, sucht ihren Mensch (wahrscheinlich sogar nicht mich!!!), akzeptiert mich als ihre Dosi, liebt mich auch manchmal, ist garnicht bösartig und kann doch Grenzen aufzeigen.

    In meiner Phantasie ist der oder die Vorbesitzerin verstorben und die Erben haben aus Versehen die Tür aufgelassen und Madame wackelte von dannen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Vorbesitzer jahrzehnte Mühe in son Perserchen investiert, lange ihre Blindheit und Tütteligkeit mitträgt und dann entscheidet, raus mit ihr... Und wenn sie dem guten Vorbesitzer entwichen wäre, er oder sie hätten doch nach dem blinden Kätzchen gesucht, ein Anruf beim Tierheim, Polizei gemacht. Und Katzendame wieder heimgetragen.

    Ich fühle manchmal, dass Mathilde irgendwie außer von mir noch von einem anderen Wesen beschützt wird, vielleicht sitzt Menschenoma/-opa oben auf der Wolke, lächelt klug und wartet auf sie.

    Der Hund, der sie fand biß nicht zu. Die Leute, die dem Hund folgten sorgten sich um sie, der Tierarzt liess sie nach der Schur leben, ich mußte sie - und genau sie!!! - irgendwie mitnehmen, sie hat kostenlose und kompetente Arztbesuche, ssoviele erkundigen sich nach ihrem Wohlbefinden... so viel Glück auf ihre alten Tage, da helfen viele!!!

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